Die zwielichtige Stimmung mit ihrer gleichsam additiven Farbe ergibt sich aus einem höchst produktiven Widerspruch von hochkonzentrierter Linearität und flächiger Verdichtung, deren Ergebnis eine geschlossene Atmosphäre, ja eine in Maßen malerische Räumlichkeit ist. Partiell fühlt man sich an die Einordnungsversuche der Zeichnungen von Georges Seurat erinnert, die sich trotz ihrer unbestrittenen Zugehörigkeit zum Medium einer Definition durch die Linearität entziehen. […] Aus diesem eher kontrastarmen Hell-Dunkel modellieren sich imaginäre Reliefs, naturhafte Formationen, die letztendlich nicht genau benannt werden können, weil sie sich der Eindeutigkeiten entziehen und sich ohnehin von Blatt zu Blatt neu erfinden, – mal wie Landkarten , mal wie bakterielle Wucherungen oder wie Mondlandschaften.
Reinhard Ermen Malte Spohr in: Zeichnen zur Zeit, Teil I, Kunstforum Bd. 196, April – Mai 2009