2004 / 2005 / 2006 Serie g.L

backweiter

Was einst Schritt für Schritt in der Welt war, wird Linie um Linie Bewegung und Verweilen auf dem Grunde des Blattes. Das Ursprüngliche, das einst Gesehene ist im Bild nicht mehr wahrnehmbar, das Erfahrene liegt weit zurück, entzieht sich, wird zum malerischen Hauch der Vergangenheit. Nicht die Erinnerung an das Sichtbare treibt es voran, viel eher kommt es Tagebuchaufzeichnungen gleich, so als schriebe Spohr seine Gedanken nieder. Er lässt das entstehende Bild vom Moment der eigenen Befindlichkeit abhängig werden, Dichte und Leere legen Zeugnis ab von dem einst Empfundenen, vor dem einst wahrgenommenen Abbild. “Die Zeichnung wächst in einem allmählichen Prozess, und in ihrer Dichte und Intensität wird die Zeit wie in den Jahresringen der Bäume sichtbar.”(MS)
Ulrike Schick in: Malte Spohr, (Ausst.-Kat.) Studio A Museum gegenstandsfreier Kunst, 2005

In seinen Arbeiten sucht Spohr das ambivalente Gefühl von Erkennen und Nichtverstehen zu übersetzen, das die Betrachtung der Natur in ihm auslöst. Dabei gilt sein eigentliches Interesse dem Wirken hinter dem für unsere Augen Sichtbaren, dem Geheimnis unserer Existenz, das wir nur teilweise beschreiben können, wird doch unser klassisches physikalisches Weltbild immer wieder in Frage gestellt. […] In dem Bewusstsein, immer nur einen Schein von Realität wiedergeben zu können, stellt er mit seinen Zeichnungen parallel zur Natur eine Wirklichkeit nach den Gesetzen der Kunst her und bringt sie in eine bestimmte Ordnung.
Anne Buschhoff Das Geheimnis entsteht Linie für Linie. in: Malte Spohr – Am Horizont. Zeichnungen und Fotografien,
(Ausst.-Kat.) Kunsthalle Bremen, 2007 / Stattliche Kunsthalle Karlsruhe, 2008